Aufbruch in eine boomende Branche

Absolventen im FS-Garten: Der verabschiedete 23. Forsttechnikerlehrgang, eine Frau und 23 Männer. Mit auf dem Bild: Klassenleiter Wolfgang Grimm (Bildmitte, hinten), Schulleiter Robert Staufer (4. von rechts), Leitender Ministerialrat Hermann Hübner (rechts)

Bild: fstsw

Staatlich geprüfte Forsttechniker ins Berufsleben verabschiedet

Lohr a. Main:
Neutrale und Ausgleich schaffende Sachwalter des Waldes sollen die 24 Forsttechniker sein, die nach zweijähriger Weiterbildung feierlich verabschiedet wurden. Alle Lehrgangsteilnehmer meisterten die Abschlussprüfungen und nahmen nun in der voll besetzten Aula der Bayerischen Technikerschule für Waldwirtschaft ihre Zeugnisse in Empfang.
„Der Förster ist bei der Umsetzung der vielfältigen Ansprüche der Gesellschaft an den Wald von unschätzbarem Wert“, so Schulleiter Robert Staufer in seiner Begrüßung der Absolventen, deren Angehörigen sowie zahlreichen Forstleuten und Behördenvertretern aus Lohr und Umgebung. Um der raschen Entwicklung in der Forst- und Holzwirtschaft gewachsen zu sein, sei es wichtig, das erworbene Rüstzeug durch lebenslanges Lernen auf dem Laufenden zu halten sowie Netzwerke aufzubauen und zu pflegen.
In seiner unter dem Thema „Der Waldbesitzer im Spannungsfeld von Eigentümer- und gesellschaftlichen Interessen“ stehenden Festrede sah Sepp Spann, der Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, in der multifunktionalen Forstwirtschaft den Schlüssel zum Erfolg. Es müssten alle Aspekte vom Lebensraum über den Arbeitsplatz und Erholungsort bis hin zum Wasserfilter und Kohlendioxidspeicher unter einen Hut gebracht werden. Diese Multifunktionalität kann aber ohne Bewirtschaftung nicht aufrechterhalten werden. In letzter Zeit seien Einzelinteressen stark in den Vordergrund getreten. Spann betonte, dass Naturschutz und Wirtschaften keinen Widerspruch darstellen: „Im Wald kann ein Furnierbaum direkt neben einem Spechtbaum stehen.“
In seinem Grußwort zeigte sich der Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab überzeugt, dass „der Wald so gut aussieht, weil er bewirtschaftet wird“. Als Rohstoff der kurzen Wege leiste der Wald außerdem einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Die Absolventen forderte er auf, die Themen des Waldes in die Gesellschaft hineinzutragen und deren Meinung zum Wald mit zu beeinflussen.
Die zweite Bürgermeisterin der Stadt Lohr, Christine Kohnle-Weis, zitierte den heiligen Bernhard von Clairvaux mit dem Ausspruch, im Wald könne man mehr lernen als aus Büchern. Dabei handelt es sich nur scheinbar um einen Gegensatz von Theorie und Praxis. Vielmehr bedeute das für die Forsttechniker, mit dem erworbenen Rüstzeug in den Wald hinein zu hören, „um die Klagen, aber auch die Freuden des Waldes zu ergründen“.
Leitender Ministerialrat Hermann Hübner vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sprach das Berufsethos der Förster an. „Wir fühlen uns für den Wald verantwortlich, wir sind die Anwälte des Waldes.“ Den Absolventen wünschte er, dass sie keinen Job, sondern einen Beruf finden, „denn Beruf kommt von Berufung und das trifft unser Leitbild“. In diesem Beruf könne man nur als „runde Persönlichkeit“ erfolgreich sein, wozu neben der fachlichen auch die erworbene soziale Kompetenz gehöre.
Der als Revierleiter im Lohrer Stadtwald tätige Vorsitzende der Vereinigung der Forsttechniker, Ralf Herrmann, führte die vielen Bewerber an der Technikerschule auf die hohe Ausbildungsqualität und den verbesserten Arbeitsmarkt zurück. Bildung hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Dazu passen auch Überlegungen, ob künftig wieder in einem jährlichen Turnus mit den Lehrgängen begonnen werden soll.

Seit 1981 wurden bisher fast 500 Forsttechniker ausgebildet. Der Lehrgang 2012/14 war der 23. Jahrgang, so Staufer bei der Übergabe der Zeugnisse. Er habe sie als fleißige, zielstrebige, aber auch hilfsbereite Gruppe kennengelernt und zeigte sich optimistisch, dass in der boomenden Forst- und Holzbranche alle eine adäquate Anstellung finden werden. Drei Teilnehmer wollen sich durch ein Anschlussstudium an einer Fachhochschule noch weiterqualifizieren.

Der Lehrgangsprecher Max Schmidt lobte in seinem Schlusswort das gute und vertrauensvolle Verhältnis zwischen dem Lehrpersonal und den Studierenden. Er warf einen Blick zurück auf die „schnell vergangene“ zweijährige Weiterbildung, die mit einem Teamwochenende in der Rhön begonnen und einer einwöchigen Abschlussexkursion nach Schottland geendet hatte. Zur Erinnerung an den Jahrgang überreichte er eine Keilerscheibe an Schulleiter Staufer.
Das u.a. mit Dudelsackklängen aufwartende Duo Heilgenthal und die von Peter Häring ausgebildete und geführte Jagdhornbläsergruppe der Technikerschule umrahmten die Abschlusszeremonie.
Die Bayerische Technikerschule für Waldwirtschaft ist die einzige Fachschule ihrer Art in Deutschland und bildet Forstwirte zum Staatlich geprüften Forsttechniker aus. Im September startet wieder ein neuer Jahrgang.