Abschlussfahrt der angehenden Forsttechniker Jahrgang 2022/2024 nach Kärnten, Italien und Slowenien im Juli 2024
Am Sonntag der vorletzten Schulwoche starteten die Forsttechniker zusammen mit zwei Lehrkräften (stellvertretender Schulleiter Georg Süß und Klas-senleiter Niels Baumann) und dem ehemaligen Lehrer Wolfgang Weis ihre Lehr- und Abschluss-fahrt. Erster Halt war Nötsch in Kärnten, hier trafen wir mit unserem Reiseleiter Bruno Hespeler, ehe-maliger Berufsjäger, Revierleiter und Jagdjourna-list, der sich trotz seines Alters mit über 80 Jahren ohne Zögern bereiterklärt hatte, die Fahrt in weiten Teilen zu organisieren und uns zu begleiten.
Am ersten Tag besuchten wir den Großprivatwald der Gräflich Foscari Widmann Rezzonico’sche Forstdirektion: Der ehemalige forstliche Leiter des Betriebes, Forstdirektor Martin Straubinger, führte uns durch „seine“ Wälder mit der Betriebsfläche von ca. 9.000 ha im Bereich der Gailtaler Alpen. Ausgehend von jagdlichen Themen schlug er anhand von verschiedenen Waldbildern einen weiten Bo-gen über die Bewirtschaftung des Bergmischwaldes, der in den Höhenlagen von wert-voller Lärche abgelöst wird, der betriebswirtschaftlichen Zielsetzung bis hin zum Wald-schutz. Anschließend waren wir zu einer Jause auf einer Talalm eingeladen. Nachmittags besuchten wir auf der italienischen Seite den sog. Vatikanwald, dies ist Staatswald, dessen Einnahmen dem Vatikan zur Verfügung stehen, um den Unterhalt bedeutender Kirchenbauwerke zu sichern. In den italienischen Staatswäldern ruht seit den 1930er Jahren die Jagd. Trotzdem fanden wir üppig verjüngte Bergmischwald-flächen aus Tanne, Buche, Fichte und Ahorn. Landschaftlich beeindruckend war das Trockental der Seissera, das wir durchquerten und die Ausläufer der Julischen Alpen, die den Talkessel umschlossen.
Die Reise führten uns weiter nach Slowenien, vor-bei an Kranjska Gora und dem höchsten Berg Sloweniens, dem Triglav (2.864 m), dem Namens-geber für den Nationalpark zu seinen Füßen.
Wir besuchten die Forstschule in Postojna, die eini-gen der Schüler bereits über Kontakte bei der EM der forstlichen Schulen bekannt war. Fachlehrer Gregor Češarek führte uns über das Schulgelände und erläuterte die forstlichen Ausbildungsange-bote an der Schule, die mit dem Lehrberuf Forst-wirt und dem Forsttechniker vergleichbar sind. Praktische Übungen finden auch in den Schulwäldern statt, die verschiedenen Waldvegetationstypen umfassen. In einem der Wälder, den wir besuchten, konnten wir starke Douglasien auf Kalk (!) bewundern, die aber in Slowenien von der Verarbeitung her nicht sehr geschätzt werden. Den rest-lichen Tag verbrachten wir in der Küstenstadt Piran am Mittelmeer.
Die gesamte Landschaft in Slowenien ist durch Kalk und Karst geprägt, Bruno Hespeler wählte hier-für das Bild eines Schweizer Käses. Der Besuch der Höhlen von Škocjan verdeutlichte die Größe und Mächtigkeit des Kalks, die sich auch nach dem Verlassen der eigentlichen Höhle in der Dolinen-landschaft fortsetzte. In der Umgebung von Mašun, in der Nähe des Sneznik (Krainer Schneeberg) erläuterte der Leiter der staat-lichen Forstverwaltung des Bezirks Ilirska Bistrica, Anton Smrekar, zum einen das Thema große Beutegreifer (Luchs, Wolf, Bär), zum anderen die Bewirtschaftung der dinarischen Tannen-Buchenwälder. Dabei zeichnet die Forstverwaltung einzelbaum-weise aus und kontrolliert anschließend den Hieb. Kahlschläge sind in Slowenien – abgesehen von Kalamitäten – nicht erlaubt. Einige Schüler genossen anschließend im Wirtshaus (angebliches) Bärengulasch mit Polenta.
Den Auftakt des nächsten Tages bildet ein Halt an einer Gedenkstätte, bei der an die Opfer der Nach-wehen des 2. Weltkrieges gedacht wurde, als Slo-wenien in den neu entstehenden jugoslawischen Staat eingegliedert wurde. Dabei wurden etwa 6.000 Menschen ermordet und dann einfach in die Dolinen geworfen. Dies gab Anlass, auch über die weltweite Situation nachzudenken.
Anschließend wanderten wir entlang der Grenze zwischen dem Urwald Pragozd Reihenav und Wirt-schaftswald: Mächtige Tannen, sehr viel Totholz, bizarre Biotopbäume und zahllose Dolinen prägten das Bild. Die Tanne schien aber in der Verjüngung ins Hintertreffen zu geraten. Auf der Rückfahrt hielten wir noch an der Mali most im Naturpark Rakov Škocjan, einer malerischen Karst-schlucht.
Am nächsten Tag starteten wir Richtung Heimat: Der Weg führte entlang der Soca, in deren Ober-lauf noch einige ein erfrischendes Bad nahmen, über den Vrsic-Pass und Nötsch, wo wir uns von Bruno Hespeler herzlich bedankten und verabschiedeten, nach Berchtesgaden. Zu Füßen des Watzmanns verbrachte die Gruppe noch einen gemeinsamen Abend. Begeistert und voller Eindrü-cke kamen wir schließlich in Lohr an. Die meisten waren sich einig: Da fahren wir nochmal hin!